Digitalisierung – Chancen und Hemmnisse
Der Begriff Digitalisierung betrifft alle Unternehmen und forciert den Wandel in immer mehr Wirtschaftsbereiche. Ein tiefgreifender Wandel in vielen Lebensbereichen steht uns laut BMWi bevor. Die foranschreitende Digitalisierung stellt für das Handwerk, sowie viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine der größten Herausforderungen dar. Die digitale Transformation macht mittlerweile vor kaum einer Branche und einem Geschäftsbereich halt.
Gerade in der aktuellen Krise merken einige Unternehmen wie wichtig es ist, im digitalen Wettbewerb stärker online präsent zu sein, wozu die Digitalisierung in allen Geschäftsprozessen notwendiger den je ist. Genau in diesem Bereich setzt das Förderprogramm „go-digital“ an. Es besteht aus den drei Modulen:
- Digitalisierte Geschäftsprozesse: Kosten reduzieren, Effizienz erhöhen und Zeit sparen
- Digitale Markterschließung: Umsatz steigern, Kundengewinnung und -bindung verbessern
- IT-Sicherheit: Wirtschaftliche Schäden vermeiden und Risiken durch Cyberkriminalität minimieren
eCommerce Startups
Speziell im E-Commerce Bereich wird für mich das besonders deutlich sichtbar. Alt eingesessene Unternehmen kommen an der digitalen Revolution nicht mehr vorbei. Sogar die Bundeskanzlerin äußerte sich besorgt, dass manche deutsche Firmen den Anschluss an die Digitalisierung verpassen. Viele Bereiche stecken leider immer noch in den Kinderschuhen, wie Möbel-, Lebensmittel- oder Automotive-Branche. Oftmals sind die Firmen der Meinung es sei noch nicht nötig oder sie sind einfach noch nicht bereit. Scheinbar ist bislang der Leidensdruck noch nicht groß genug gewesen. Doch viele junge Unternehmen bzw. Dienste (uber.com oder Amazon Fresh) und innovative Startups (mycs.com, tylko.com, amorelie.de, eis.de, casper.com oder evemattress.de) drängen in den Markt und laufen den etablierten Firmen den Rang ab, da sie die Chance nutzen und die Herausforderungen meistern. Selbst große Unternehmen fallen nicht nur aufgrund der fehlenden Digitalisierung zum Opfer (woolworth.de, kodak.de, quelle.de, beate-uhse.de, etc.) oder stellen beinahe fast zu spät auf den Onlinevertrieb als weiteren Absatzkanal um (mediamarkt.de und saturn.de).
- Aber was bedeutet Digitalisierung für Unternehmen?
- Wo liegen die größten Hemmnisse der Digitalisierung?
- Was hat die Blockchain mit Digitalisierung zu tun?
Worum geht es dabei und warum ist es so wichtig, dass sowohl kleine, mittelständische und große Unternehmen, sowie Selbstständige und auch Privatpersonen den Anschluss nicht verpassen? Dieser Beitrag liefert einen aktuellen Einblick.
Was bedeutet Digitalisierung?
Die Digitalisierung verwandelt analoge Werte oder Daten in digital nutzbare Formate. Früher erstellte man einen Einkaufszettel und ging in den Einkaufsladen um die Ecke. Heutzutage besitzt man eine Einkaufszettel-App oder einen digitalen Kühlschrank. Manche bestellen die Lebensmittel online und lassen die Waren nach Hause liefern. Die Digitalisierung des Einkaufsverhaltens schreitet voran. Selbst in der Industrie erzielt eine umfassende Digitalisierung durch angepasste Produktionsverfahren höhere Produktivität und Effizienz (Stichwort: Industrie 4.0).
Was zunächst recht einfach klingt und nur wie ein Online-Shop aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als große Herausforderung für die betroffenen Unternehmen. Denn die digitale Revolution macht nicht Halt beim Warenkorb. Produktinformationen erfassen, Kundendaten im Shop landen, diverse Vetriebskanäle mit Produkten bespielen, Bestellungen in die Warenwirtschaft (ERP) übertragen, Lieferkette im Lager abwickeln, Aufträge an Logistiker übergeben, uvm. Die Arbeitsschritte sind prinzipiell die gleichen geblieben, nur nutzen die Systeme Cloud-Funktionalitäten, digitale Medien oder Schnittstellen.
Beispiele der Digitalisierung
Viele bekannte Beispiele aus den letzten Jahren sind:
- Nahrungsmittel, z.B. AmazonFresh, REWE und Lieferando
- Digitalisierte Musik- und Filmbranche, z.B. netflix.de oder disneyplus.com
- Buchung von Hotels, z.B. holidaycheck.de, airbnb.de
- Kauf von Outdoor-Kleidung, z.B. mammut.ch
- B2C-Bestellung von Nahrungsmitteln, z.B. rewe.de
- Elektromarkt, z.B. mediamarkt.de
- B2B-Bestellung von Auto-Gebrauchtteilen, z.B. encory.com
- Digitalisierung des Bankensektors, z.B. paypal.com, n26.com
Was sind die größten Hemmnisse der Digitalisierung?
Die digitale Revolution vieler Unternehmen steht vor enormen Hemmnissen. Die Frage ist nicht mehr, ob diese Digitalisierung eintrifft, sondern wann wir umstellen. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit, verliert den Anschluss und geht womöglich schneller zugrunde als gedacht. Es ist also ratsam die Digitalisierung voranzutreiben und die sich bietenden Chancen auszunutzen.
Hemmnisse der Digitalisierung
Laut KfW Research stehen diese Themen an vorderster Stelle:
- mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten bzw. fehlende IT-Fachkräfte
- geringe Internet-Geschwindigkeit und niedrige Speicher-Kapazitäten
- ungenügender Datenschutz bzw. Datensicherheit hemmt die Entwicklung von datenbasierten Services
- hohe Investitions- und Betriebskosten, da angeblich Anwendungsmöglichkeiten und Nutzen der neuen Technologien fehlen
Hemmnisse der Digitalisierung
Aus meiner bisherigen Projekterfahrung gibt es noch weitere Herausforderungen:
- Unzureichende Anpassung der Arbeitszeitmodelle, z.B. Home-Office
- Verkürzte Innovationszyklen, z.B. Agiles Scrum vs. Wasserfallmodell
- Digitalisierte Kommunikation, z.B. Slack, Atlassian und Smartphones
- Intensivierter Kundendialog, z.B. Social Media oder WhatsApp
- Länderübergreifende Zusammenarbeit, z.B. Offshore-Outsourcing
- Veränderte Interaktion von Kunden mit Unternehmen, z.B. Customer Journey
- Digitale Verlagerung des Serviceangebots, z.B. eCommerce- anstatt Telefon-Bestellungen
Die wichtigste Erkenntnis im Bereich der Digitalisierung ist folgender Aspekt: „Zeit ist Geld!“. Unternehmen, die bei der Digitalisierung ihres Geschäftsmodells und Leistungsportfolios zu lange zögern und bei strategischen Entscheidungen kneifen, begeben sich in allergrößte Gefahr. Mittel bis langfristig verdrängen innovative und agile Mitspieler im Markt die alteingesessenen Unternehmen.
Wie fördert die Blockchain die zunehmende Digitalisierung?
Die Blockchain bringt die Digitalisierung weiter in Fahrt. Sie gilt derzeit als die wichtigste Zukunftstechnologie. Hier geht es um weit mehr als nur um Kryptowährungen. Diese neue Technologie besitzt das Zeug dazu, die herkömmlichen Geschäfts- und Organisationsmodelle von Grund auf umzukrempeln. Sie schafft einerseits Konsens und andererseits Vertrauen zwischen den beteiligten Akteuren. Die dezentral organisierte Blockchain-Technologie hilft ohne zentrale Vermittlungsinstanz beim beschleunigten Tausch von Geld (Bitcoin), Eigentum, Services oder Verträgen. Dies ebnet den Weg zu einer völlig neuen Generation transaktionaler Anwendungen.
Die Grundlage hierzu bildet eine Art dezentrale Datenbank, die auf einer virtuellen Kette von Transaktionsblöcken basiert. Mittels Algorithmen verbindet die Blockchain einen neuen Block mit den vorherigen Blöcken. Mithilfe von Mining wird dieser Vorgang verifiziert und die komplette Prozesshistorie unveränderlich und für jeden einsehbar versiegelt. Alle Informationen sind auf mehreren Peer-to-Peer-Rechnern (P2P) verteilt gespeichert und somit kaum manipulierbar.
Blockchain-basierte Technologien
Was bedeutet das nun für die Digitalisierung in Unternehmen? Diese neue Technologie bietet der digitalen Transformation eine zuverlässige Grundlage für eine vertrauensvolle und transparente Zusammenarbeit. Marktforscher der Gartner Group zählten die Blockchain-Technologie zu den wichtigsten IT-Trends für 2017. Mittlerweile investieren unterschiedlichste Branchen und Unternehmen in blockchain-basierte Technologien:
- Auktion in der Ukraine (Juni 2016)
- Hochzeit in der USA (Oktober 2014)
- Bezahlung an Ladestationen von Elektroautos in Deutschland (Februar 2016)
- Blockchain Startup Chain Citigroup, Nasdaq, Orange, Visa u.a. (2015)
- Open-Source-Protokoll für ein globales Zahlungsnetzwerk (2013)
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